Bild von Martina Heldt
Bild von Martina Heldt

Leon ist ein großer, stattlicher Rüde vom derben Typ mit sehr viel Fell, das sich vom Fastweiß der Welpenzeit in ein sehr schönes Goldblond mit deutlichen Aufhellungen verändert hat. Sein beeindruckendes Auftreten wird durch seine tiefe Stimme unterstrichen. Er ist sehr wachsam und aufmerksam - die "Security" unserer Straße - da bewacht er gerne auch die Nachbarn mit. Allerdings muss man schon eine intensive Prüfung überstehen, um nicht mehr verbellt zu werden - ein Jahr lang hat Leon sich alles genau angesehen, bis er entschieden hat, dass er die Nachbarn und regelmäßig vorbeikommende Hunde jetzt kennt. Dabei entgeht ihm wirklich nichts, allerdings ist die Hovi-Einschätzung von "wichtig" nicht immer die gleiche wie die der Menschen... Wenn Frauchen allerdings fremde Menschen (Handwerker z.B.) ins Haus oder den Garten lässt, ist das sofort okay (trotz vorherigem Kampf-Gebell) und erfordert lediglich ein kurzes Abschnüffeln, damit man weiß, wer das ist.

Auch auf Spaziergängen bemerkt er immer wieder Dinge, die sonst keinem auffallen (auch nicht seinem Partnerhund), aber inzwischen passt er außerdem sehr genau auf, dass alle begleitenden Menschen auch in seiner Nähe bleiben und seit kurzem behält er auch seinen Senior-Partner im Blick, damit der nicht zurückfällt und verloren geht.

 

Leon ist zu einem Hovawart wie aus dem Lehrbuch geworden - rauhe Schale, ultra-sensibler Kern. Ein freundlicher, neugieriger Hund, der aber unbedingt gefordert und sowohl geistig als auch körperlich ausgelastet werden will und muss. In den Welpenkursen fand er während der Stunden alles interessant, nur nicht die neuen Übungen, nur um dann bei der Abschlussprüfung als Musterknabe aufzutreten. Seine absolute Lieblingsbeschäftigung war die Flächensuche, hier konnte er seine exzellente Nase und sein Bedürfnis nach Bewegung unter einen Hut bringen. Leider mussten wir diese tolle Beschäftigung pausieren, als die Pubertät begann, und dann konnten wir nicht wieder anfangen, weil ich inzwischen mehr arbeiten musste und keine Zeit mehr habe.

Immer noch braucht Leon seinen Wassernapf, wenn er aufgeregt ist und sich beruhigen muss. Anfangs war das ganz oft der Fall, in der Jugend dann vor allem, wenn es eine richtig wilde Rauferei mit Bou gab und Leon klipp und klar einsehen musste, dass er unterlegen ist. Und inzwischen braucht Nino vor allem Wasser, wenn Klara nach Hause gekommen ist oder wenn es im Garten verdammt gut nach Hundefrau riecht. Manchmal meint er es auch wirklich lieb und versucht, mir Wasser zu bringen...

Unser blonder Wasserfan liebt es, durch Pfützen oder Straßengräben zu rennen und badet nicht nur im Sommer, wie Bou, sondern bei jeder Gelegenheit und jedem Wetter im Bach. Als Welpe und Junghund am allerliebsten zusammen mit seiner Kumpeline Luna, dann ging es rein ins Wasser, raus und über die Wiesen, zurück ins Wasser und von vorn. Unser großer Hundepool im Garten macht ihm auch viel Spaß und wird besonders im Sommer rege genutzt.

 

Klara war Ninos erste Bezugsperson und sein Halt, wenn unser älterer Hovi Bou ihm mal wieder klargemacht hat, dass er hier eigentlich unerwünscht sei; unter Klaras Bett war seine erste "Fluchtburg", bis er leider irgendwann nicht mehr drunter gepasst hat. Längst hat Bou ihn akzeptiert und die ganze Familie hat Nino ins Herz geschlossen. Mittlerweile studiert Klara und ist nur noch am Wochenende und in Teilen der Semesterferien zu Hause, da hat sich Leon doch sehr deutlich an mich "gehängt", schläft jetzt wie Bou bei mir im Zimmer und braucht regelmäßig und genug Liebe und Lob von mir. Da gibt es dann auch mal kleine Eifersüchteleien zwischen den Hunden und Gerangel um meine Aufmerksamkeit. Wenn Klara da ist, teilen sich die Hunde aber sofort wie zu Leons Welpenzeiten auf in die Teams Chefin - Bou und Klara - Leon.

Klara ist auch immer noch die Person (wenn sie da ist), die ihm bei Ängsten besser helfen und ihn beruhigen kann - zu seinen schlimmsten Angstauslösern zählen alle laut brummenden Insekten (warum muss man auch als Welpe die Nase in einen Erdwespen-Bau stecken?) und Silvester-Feuerwerk (das hat er bei Bou abgeschaut, ist aber nicht ganz so panisch wie unser Senior).

Leon hat sich sehr viel Zeit für seine Entwicklung genommen, man konnte richtig die Etappen beobachten: erstes Jahr - groß werden; zweites Jahr - ein Mann werden; drittes Jahr - vernünftig werden. Leider hat Leon zwischendurch aber erstmal eine überhaupt nicht schöne Rüpel-Seite ausgepackt und sich in der Pubertät etliche Male mit anderen Hunden - immer Rüden -  gezofft, so dass Spaziergänge nur noch mit Leine und möglichst ohne weitere Hundebegegnungen eingeführt wurden. Rennen und Toben mit Kumpeline Luna sowie Flächensuche waren damit auch passé. Das einzig Gute an der Geschichte: wir haben unsere neue Trainerin Nicole gefunden, die die Herausforderung angenommen und bewältigt hat. Dank ihrer Hilfe hat sich Blondi enorm weiterentwickelt und an Sicherheit gewonnen. Wir haben auch gelernt, dass er rassetypisch (aber anders als unser erster Hovi Bou) sehr arbeitswillig ist und die geistige Auslastung braucht. Es war sehr verblüffend für uns, dass Leon plötzlich nach der halben Spazierstrecke umkehren und mit dem Clicker arbeiten wollte - Fußgehen und alle möglichen Unterordnungs-Aufgaben gehören seitdem zum festen Programm auf dem Rückweg unserer Spaziergänge. Und dann wollten wir ihn mit 3,5 Jahren an Silvester mal wieder mit Luna auf dem umzäunten Bolzplatz spielen lassen, und Leon ist richtig toll Fuß dorthin gelaufen, wollte dann aber eigentlich weiter arbeiten und hatte keine Idee, was er jetzt mit Luna anfangen soll, da konnte sie ihn anspielen, wie sie wollte. Also haben wir den Versuch beendet und sind nach Hause gelaufen, wieder mit Clicker und einem begeisterten Hund...

Mit 3 Jahren und 8 Monaten hat Nino es dann endlich auch geschafft, den "Erwachsen"-Schalter zu finden und hat ihn angeschaltet. Seitdem kommen immer neue unerwartete Seiten eines erwachsenen Blondis ans Tageslicht, und sein Bewegungsdrang hat auch deutlich nachgelassen. Gott sei Dank ist er jetzt auch mit anderen Hunden viel einfacher zu führen, wartet an der Seite brav, bis der andere Hund vorbei oder außer Sicht ist und findet es ausreichend, auf der frischen Spur schnüffeln zu dürfen, wer der andere eigentlich war. Das macht Spaziergänge so wahnsinnig viel entspannter, besonders wenn ich allein mit beiden unterwegs bin!

Außerdem bekommt man jetzt immer mal wieder liebevolle Stupser ins Gesicht als Dankeschön für Spielen oder Streicheln und Blondi kann sich nun auch so wie Bou Ewigkeiten kraulen lassen, ohne wegzurennen. Auch mit den Kindern meiner Schwester kommt Leon schlagartig wahnsinnig viel besser zurecht, wie ein Bilderbuch-Hovi liegt er jetzt seelenruhig mitten im Getümmel, wo er früher davon doch deutlich gestresst war. Wenn es ihm zu viel wird, trollt er sich in sein Hundebett oder Klaras Zimmer. Ganz neu und erstmalig aufgetreten mit gut 5,5 Jahren war dann an Silvester regelrechte Begeisterung über den Besuch der gesamten Familie und darüber, dass deren Aufmerksamkeit sich mehr auf ihn als auf Bou gerichtet hat, weil Bou mit seinen 11,5 Jahren sich öfter verzogen hatte.

 

Seine erste Ausstellung in der Babyklasse hat er mit Klara zusammen souverän gemeistert, auch Verhalten II hat er noch mit Klara absolviert. Seitdem allerdings führe ich ihn im Ring, er hat vor mir doch wohl mehr Respekt und ich mehr Erfahrung. Verhalten 3 und auch die erste Ausstellung in der Halle liegen hinter uns, Leon hat sich gut präsentiert und schöne Ergebnisse eingeheimst. Dass sich sein Blond erst noch entfalten musste, dafür konnte er ja nichts... Dann hat Corona zugeschlagen und lange Zeit ging gar nichts. Ich war da auch sehr vorsichtig, durch meinen Beruf als Apothekerin vielleicht "vorbelastet", und habe auch nach den ersten Erleichterungen noch keine Ausstellungen mit ihm besucht. Die Körung hat er mit zwei Jahren und mitten in seiner schlimmsten Pubertäts- und Rüpelphase im ersten Versuch dann auch knapp nicht bestanden, weil er insgesamt doch zu unsicher war. Da war wahrscheinlich außerdem auch zu viel Druck auf mir, weil sich schon eine Züchterin gemeldet hatte, die ihn gleich nach dem Körungstermin für ihre Hündin haben wollte. Wir hatten u.a. wegen Corona auch Bou nicht dabei, das war ungewohnt für Leon, und wenn man dann noch gleich beim Aussteigen (Gott sei Dank vor dem Ausladen von Leon) von vier Hovis, die sich bei Herrchen losgerissen haben, empfangen wird, steigt der Adrenalin-Spiegel...  Erwachsen hat Leon die Körung im zweiten Anlauf dann aber lässig geschafft, er hat einfach Zeit gebraucht für seine Entwicklung.Das letzte Kriterium für die Zuchtzulassung mit einer Ausstellung außerhalb der Jugendklasse haben wir in Fulda-Eichenzell erfolgreich gemeistert, so dass in Kürze Damenbesuch nur noch die Genehmigung der Zuchtleitung im Weg stehen wird... Es wird spannend! Nino, Du weißt ja gar nicht, was da auf Dich zukommt...